Kleindenkmale auf Gechinger Markung
Ruhbänke
Auf den Höhen oder an Kreuzungen stehen sogenannte "Ruhbänke". Das waren früher Abstellplätze für Rückenkörbe und Körbe, die auf dem Kopf getragen wurden. Von den vier einst vorhandenen Ruhbänken auf unserer Markung sind noch drei erhalten.
Eine steht an der Straße nach Dachtel, kurz vor der Bergwaldsiedlung rechts, die zweite am Zimmerplatz auf Flst.5513. Die dritte befindet sich am Ende der Weingartenstraße rechts.
Die leider nicht mehr vorhandene vierte Ruhebank stand an der Straße nach Calw, beim Steinbruch (Hirschgehege). Die Ruhebänke stehen wie alle Steinzeugen unter Denkmalschutz. Sie wurden 1845 aufgestellt.
Denksteine und Grenzsteine
Denkstein Graskunz: Flst.7066/1 Unterer Tannenwald
Am 6. Juli 1827 verunglückte Jakob Friedrich Graskunz aus Gechingen im Wald, wo er mit anderen zusammen Tannen fällte. Dabei löste sich plötzlich ein großer dürrer Ast und erschlug den Dreißigjährigen.
Zum Andenken setzte sein Vater ihm an der Unglücksstelle einen Stein. Auf ihm heißt es: "Hier büßte Jakob Friedrich Graskunz sein Leben ein durch Herabstürzung eines Astes von einer Tanne auf sein Haupt und ist plötzlich tot gewesen. Den 6. Juli 1827, seines Alters 30 Jahre. Diesen Stein hat ihm sein Vater, Jakob Graskunz, zum Andenken hierhergebracht, daß sich ein jeder erinnern kann und diese Worte ihm zurufen: Gedenke, wie kurz mein Leben ist!"
Denkstein Richard Gehring: Flst.7066/6 Masenwald
Dieser Gedenkstein steht im Masenwald. Dort kam Paul Richard Gehring ums Leben. Er holte mit seinem Schwager, Christian Vetter, Baumholz aus dem noch winterlichen Wald. Der steile Weg war teilweise vereist. Richard Gehring führte die Pferde vorne am Zügel, sein Schwager Christian Vetter betätigte die Bremse. Obwohl zusätzlich ein Radschuh eingelegt war, konnten die Pferde den Wagen auf dem glatten und abschüssigen Weg nicht mehr halten. Der hintere Wagenteil stellte sich schräg, Richard Gehring rutschte aus und kam unter den Wagen. Die Nabe der hinteren Wagenachse brach ihm das Genick, er war sofort tot. Der Text auf dem Gedenkstein lautet: "Richard Gehring ist hier am 15. März 1924 im Alter von 22 Jahren mit seinem Fuhrwerk tödlich verunglückt. 0, Mensch, gedenk bei diesem Stein, wie schnell Du kannst des Todes sein. Gewidmet von seinen Eltern."
Denkstein Breitling : Flst.5005/4 Grundhau
Am 24. Februar 1936 starb der 32jährige Landwirt Ferdinand Breitling. Er war zum Tannenzapfen-sammeln für eine Nagolder Firma unterwegs. Waghalsig und gewandt konnte Ferdinand Breitling sich in den höchsten Wipfeln der Tannen herum schwingen. Doch an diesem Tage fand ihn seine Braut, die ihm helfen wollte, regungslos unter einer mächtigen Tanne liegen, an der noch die Leiter lehnte. Von einem vorbeifahrenden Auto wurde Breitling noch ins Calwer Krankenhaus gebracht, starb aber, ohne nochmals das Bewusstsein erlangt zu haben, am gleichen Abend.
Zum Andenken wurde an der Unglücksstelle ein Denkstein gesetzt. Der Haken, den Breitling dabei hatte, blieb bis 1970, als die Tanne gefällt wurde, im Geäst des Baumes in 25 m Höhe hängen. Folgender Text steht auf dem Gedenkstein: "Ferdinand Breitling aus Gechingen, geboren 1903, tödlich verunglückt am 24. 2. 1936 durch Absturz von einer 32m hohen Tanne. Rasch tritt der Tod den Menschen an, es ist ihm keine Frist gegeben."
Denkstein Zech: an der Kreisstraße nach Deufringen
An einer leichten Linkskurve am Rand der Kreisstraße Richtung Deufringen steht dieser Gedenkstein. Am 10. 6. 1959 verunglückte hier der 25-jährige Eberhard Zech tödlich. Er war mit seinem Motorrad morgens nach Sindelfingen zur Arbeit unterwegs und wich einem die Straße überquerenden Reh aus. Dabei stürzte er und verletzte sich so schwer, dass er noch an der Unfallstelle verstarb. Seine Angehörigen ließen den Gedenkstein aufstellen mit der Inschrift “Es fragt der Tod nicht nach Jung oder Alt, es steht sein Schritt niemals still, er ruft dem Leben sein bitteres Halt, ob’s blühen oder welken will. Doch schreitet er noch so machtvoll daher, ist einer, der ihm gebeut. Der auferstandene Christus ist Herr über Leben und Tod auch heut.“
Denkstein Marienlinde:
Im Jahr 1881 zerstörte ein verheerender Brand den halben Ort. Zum 100. Jahrestag dieses Unglücks setzte die Gemeinde 1981 einen Gedenkstein bei der Marienlinde. Ehrenbürger Otto Weiß verlas bei der Einweihung ein Protokoll jener Schreckensnacht, in der hoher Sachschaden, zum Glück aber kein Menschenleben, zu beklagen war. Die Marienlinde wurde zum Andenken an die Prinzessin Marie von Neipperg gepflanzt, die die damals Geschädigten großzügig mit Geld unterstützte. Der Text lautet: „Marienlinde gestiftet zur Erinnerung an die große Brandkatastrophe am 11. bis 12. August 1881. 52 Gebäude wurden vernichtet. Zum Gedenken 11. August 1981“
Denkstein Heinrich Ziegler, Flst.761 Weitenselten
Während der Zeit der großen Arbeitslosigkeit veranlasste der Staat zahlreiche Baumaßnahmen, damit die Erwerbslosen etwas Geld verdienen konnten. In dieser Zeit entstand in Gechingen der Heinrich-Ziegler-Weg.
Inschrift: „Heinrich-Ziegler-Weg. Erbaut 1932/33 durch freiwillige Arbeit.“
Denkstein Drei Linden, Flst.Nr.5513
Dieser Stein wurde anlässlich des 100jährigen Jubiläums des westlichen Gausängerbundes mit folgender Inschrift aufgestellt. „Zur Erinnerung an die Gründung des westlichen Gausängerbundes anno 1884 in Gechingen. „Ehre die Vergangenheit, gestalte die Gegenwart, plane die Zukunft“. Gepflanzt vom Jugendchor des Liederkranzes Gechingen im Jahre des 100jährigen Westgaujubiläums 1984.“
Grenzsteine
Zwei besonders schöne Exemplare wollen wir hier zeigen. Beide befinden sich jetzt im Museum „Appeleshof“.
Grenzstein mit Abtsstab, stand früher im Gewann „Grundhau“ (Bild links)
Markierte die Grenze zwischen (Calw)-Stammheim, welches früher zum Kloster HIrsau gehörte –daher der Abtsstab- und der Gemeinde Gechingen. Auf der anderen Seite des Steines ist ein „G“ für Gechingen zu sehen.
Grenzstein mit Hirschstange, ebenfalls früher im Gewann „Grundhau“ (Bild rechts)
Er kennzeichnete auch die Grenze zwischen (Calw)-Stammheim, welches danach Württembergischer Besitz war und Gechingen, das damals zum Kloster Herrenalb gehörte.
Hausinschriften
Haus am Geißbiegel, Kirchstr.2
„1730 erbaut und 1842 renoviert. Jakob Martin Gehring und seine Hausfrau Christina Katharina „Ach Gott bewahre dieses Haus und alle die da gehen ein und aus“.
Unter dem Text Abbildung einer Pflugschar
Haus Wagner, Hauptstr.19
„Vor Pest, Krieg, Feuer und aller Not bewahr dies Haus, o treuer Gott.
Dies Haus wurde gebaut von Bernhard Kappis und seiner Ehefrau Barbara geb.Breitling und dem Zimmermann Schwarzmaier 1799.“
Neu renoviert und umgebaut wurde es von den Ur-Ur-Ur-Enkeln und dem Zimmermann Lutz 1985.
Inschrift am Türbogen zum Keller Calwer Str.24
Hier befand sich früher der Weinkeller des Gasthauses „Hirsch“, während des 2. Weltkrieges war er öffentlicher Luftschutzkeller.
Inschrift am Türbogen Kirchstr.8
Neben der Kirche eines der ältesten Gebäude im Ort, das sogenannte „Schulzenhaus“. Die Inschrift lautet „1620 E.W.M.W.“, auch eine Pflugschar ist abgebildet.
Inschrift am Türstock des Kellereingangs Calwer Str.39:
Dieser Keller gehörte früher zum Gasthaus „Adler“, wurde während des 2.Weltkriegs als öffentlicher Luftschutzkeller benutzt und diente später zur Lagerung von Kartoffeln der Stadt Calw. Inschrift „18 IMMD doppelköpfiger Adler 24“.
Inschrift Scheuer Dachteler Str.13:
Text: „Johann Georg Kühnle, Waldmeister und seine Ehefrau Elisabetha Breitling“
Inschriften an der Gechinger Martinskirche
An unserer Martinskirche befinden sich zwei historisch wertvolle Inschriften jeweils auf Latein. Der Text am Kirchturm lautet auf deutsch: „Im Jahre 1561 im Monat April wurde dieser Turm durch einen Blitz der an ihm herunterfuhr bis unten hin aufgerissen; und danach im Jahre 1568 begann man ihn wieder aufzubauen. Im selben Jahr wurde man damit fertig.“
Die Inschrift über dem Eingang zum heutigen Kirchsaal ist noch älter. Dort steht übersetzt: „Zu Ehren des Heiligen Martin wurde diese Kirche geweiht im Jahre des Herrn 1481, Berthold Dieringer, Pfarrer, Meister Heinrich Wieland, Steinmetz“.
Am Kirchturm und am Eingang zum Kirchsaal
Das Kriegerdenkmal
Im Herbst 1920 beschloss der Gemeinderat, für die Gefallenen des 1.Weltkriegs ein Ehrenmal zu erstellen. Kunstbildhauer Karl Gläser bekam den Auftrag dafür. Zunächst war ein Standort bei der Marienlinde vorgesehen, dann wurde aber ein Platz bei der Kirche gewählt. Am 2. Juli 1922 fand die Einweihung statt. Schüler, Musikverein, Gemeinderat, Kirchengemeinderat, Familienangehörige der Gefallenen, Veteranenverein, Liederkranz und die Feuerwehr zogen in einem Festzug zum Ehrenmal. Lange Zeit stand das Denkmal an seinem angestammten Platz. Vor einigen Jahren wurde es einige Meter in Richtung Kirche versetzt, um mehr Platz im Kirchhof zu gewinnen. Auf dem Denkmal steht folgendes: „Unseren Helden im Weltkrieg 1914/18 das Leben gaben für die Heimat, in Treue und Dankbarkeit die Gemeinde.“ Es folgen die Namen der 49 Gefallenen.
Familiengrab Ziegler/Schumacher, Friedhof
Die Bürgermeisterfamilien Ziegler und Schumacher haben eine separate Familiengrabstätte auf dem Friedhof.
Grabstein Johann Michael Gehring, Friedhof
Die Beschriftung dieses Grab- und Denksteines stammt wahrscheinlich von Pfarrer Klinger sen., denn das geschilderte Unglück geschah während dessen Amtszeit im Jahr 1827. Sein Sohn, damals Vikar, hat wie die Inschrift kündet, die Leichenpredigt gehalten. Der auf den vier Seiten des Steines verteilte Text liest sich im Uhrzeigersinn:
1. Seite: "Hier ruht die zerschlagene Hülle des schnell endenden Mitbruders Johann Michael Gehring. Geschehen den 19.April 1827."
2. Seite: "Nicht weit von dieser stillen Stätte, wo mein zerschlagener Körper ruht, fand ich ein schnelles Sterbebette durch eines scheuen Tieres Wuth. War gleich gewaltsam schnell mein Ende, kam doch mein Geist in Gottes Hände."
3. Seite: "Seinem ihm unvergeßlichen Vater und dem neben ihm ruhenden Kinde weiht diß Denkmal der Liebe der dankbare Sohn, Johann Michael Gehring."
4. Seite: "Leichentext genommen von Vicar Klinger aus Klagelieder Jeremia, im 3. Kapitel der 1., 4. und 24. Vers. Ich bin ein elender Mann usw."
Der Verstorbene war geboren am 9.8.1759 und verheiratet mit Agnes Katharina geb. Rüffle. Sie hatten zwei Kinder, Marie Katharine und Johann Michael, der ihm den Gedenkstein setzte. Das "neben ihm ruhende Kind" ist wahrscheinlich eine Tochter dieses Sohnes, die mit 8 Monaten starb.
Denktafel Dachteler Str.8
An ein schweres Hochwasser erinnert diese Tafel mit der Inschrift „Wasserhöhe den 5.Juni 1873“.